Entwurfskonzepts, städtebauliche Einbindung
Der Entwurf bildet ein Bindeglied zwischen den gründerzeitlichen Blockrandstrukturen im Osten und den hohen Zeilen im Westen. So schließt das Gebäudevolumen auf der einen Seite an die Blockränder an und bildet einen Abschluss des Blockrandfragments. Zum Grünraum und der Zeilenbebauung im Westen hin bildet das Gebäude einen Freiraum aus, der sich nach Süden öffnet und so einen Platz und damit einen stadträumlichen Bezug zu dem Grünraum auf der anderen Straßenseite herstellt. Die dichte Wohnbebauung des typischen Berliner Stadtgefüges entfaltet seine hohe stadträumliche Qualität vor allem aus den Wohnhöfen. So beschreiben die typische Berliner Wohngebäude mit einem Straßengebäude im Blockrand, zwei Seitengebäuden und einem Hofgebäude (Remisé) einen abgeschlossen, privaten Aussenraum, der von der Hausgemeinschaft genutzt werden kann. Der Entwurf reiht drei unterschiedliche Hoftypologien aneinander:
Wohnhof
Das Herzstück bildet ein großer Wohnhof, der allseitig von Wohnungen umgeben ist. Dieser Hof kann als Spielplatz und Gemeinschaftsgarten für die Hausgemeinschaft genutzt werden. Der Wohnhof entspricht dem was in der direkten Nachbarschaft und in Berlin insgesamt verbreiteten Größe und Ausbildung. Es ist eine bewährte Gebäudetypologie, die unterschiedlichen Nutzern in einer Hausgemeinschaft zusammenführt. Der Wohnhof ist mit Toren gegen den Straßenraum abgegrenzt. Die Wohnungen orientieren sich auf den Grünraum in der Mitte des Hofes. Die Bäume und Bepflanzung erhöhen die Qualität des Ausblicks und schützen die Privatheit der Wohnungen. Im Erdgeschoss ist der Wohnhof umgeben von gemeinschaftlichen Nutzungen, damit keine Konflikte zu den privaten Wohnbereichen entstehen. Er ist an allen Seiten umlaufen umgeben von einer Sitzbank, die zum Aufenthalt und Austausch einlädt. Wasch-Lounges agieren als Keimzelle nachbarschaftlicher Beziehungen und Freundschaften.
Atrium
Die kleinen Wohnungen sind um einen offenes Atrium organisiert, das eine Lauben-gangerschließung mit gemeinschaftlichen Austauschzonen kombiniert. So fördert das Atrium Gemeinschaftsgefühl der Bewohner, was gerade bei den kleinen Ein- und Zweizimmerwohnung eine wichtige soziale Funktion übernimmt: Das Atrium bietet Aufenthaltszonen und Begegnung-flächen. Als aussenliegender Konstruktion ohne bauphysikalische Anforderungen kann dieser hochwertige Aussenraum kostengünstig hergestellt werden.
Platz zum Grünraum
Im Süden bildet die Bebauung eine offene Hoftypologie als Platz aus, der den Grünraum im Süden mit in die neue Raumsequenz einbezieht. Dort befindet sich auch das Café und wodurch sein öffentlichen Charakter zur Stadt noch gestärkt wird.
Konstruktion und Bauweise
Das Gebäude wurde konsequent in Hinblick auf eine möglichst kostengünstige Umsetzung hin entworfen. Basierend auf einem für den Wohnungsbau wirtschaftlichen Grundraster unterliegen alle Wohnungen einer modularen Grundsystematik, der ein wirtschaftliches Konstruktionsraster zugrunde liegt. Die zu einer hohe Anzahl von Wiederholungen in Bauteilen und Elementen führt. Das Bausystem kann unabhängig von einer bestimmten Bauweise kostengünstig vorgefertigt oder vor Ort umgesetzt werden. Auch eine Kombination von vorfertigten und konventionellen Bauteilen ist in dem System möglich.
Wirtschaftlichkeit
Eine extrem kostengünstige Umsetzung wird dadurch erreicht, dass der technische Ausbau auf Servicemodule konzentriert ist und die Raumzonen zwischen den Modulen somit von Heizung, Lüftung und Elektroinstallationen freigehalten werden. Unabhängig vom Vorfertigungsgrad werden die Kosten für den technischen Gebäudeausbau hierdurch deutlich reduziert. So werden die Leitungen durch alle Geschosse in einem Schacht gebündelt, die horizontale Verteilung weitgehend vermieden. Die Konzeption würde einen überdurchschnittlichen Vorfertigungsgrad von Haustechnik-Komponenten Bauelementen und Bauteilen ermöglichen. Ob die Vorfertigung oder eine konventionelle Bauweise zu der kostengünstigen Lösung führt, müsste in der vertieften Planung geprüft werden. Auch in der konventionellen Massivbauweise führt der hohe Grad der Standardisierung zu deutlichen Kosteneinsparungen.
Farbkonzept und Materialien
Die Farbigkeit des Entwurfs reagiert auf die Farben und Materialien der Umgebung. So wurde eine Analyse der umgebenden Gebäude gemacht und daraus ein eigenes Farbkonzept abgeleitet, das dem Gebäude eine eigenständigen und freundlichen Ausdruck gibt und gleichzeitig in einer Verbindung zum Kontext steht. Der Sockel wird mit Klinker verkleidet, was eine Verbindung zu dem gestaltprägenden Kirchengebäude an der anderen Ecke des Blocks herstellt. Die etwas höheren Investitionskosten können durch den Einsatz von Riechen reduziert werden. Die hohe Dauerhaftigkeit des Material rechtfertigt die Kosten über die geringeren Instandhaltungskosten.
Wohnformen und Barrierefreiheit
Innerhalb der Wohnungen wurde eine Kombination von privateren, geschützten Bereichen in Wohnmodulen und offenen Räumen. Hier wurde mit einem hohen Fensterflächenanteil auch in den kleinen Wohnungen ein großzügiges Wohngefühl erreicht.
Die Wohnungen sind alle barrierfrei konzipiert, so dass eine Nutzbarkeit für alle Nutzer sichergestellt ist. Alle Bäder sind so dimensioniert, dass sie rollstuhlgerecht ausgeführt werden könnten. Die überwiegende Mehrheit der Wohnungen ist bereits rollstuhlgerecht geplant. Dies garantiert die langfristige Nutzbarkeit der Wohnungen für alle Nutzer auch wenn sich deren Lebensumstände und Mobilität ändern.
Aussagen zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Das Gebäude weist ein gutes A/V-Verhältnis von 0,43 und eine hohe Flächeneffizienz von 77% (Mietfläche / BGF) auf. Der Energieverbrauch wird durch eine gut gedämmte und luftdicht geplante Gebäudehülle minimiert. Die Wärmeversorgung des Gebäudes kann zu geringen Kosten und mit vergleichsweisen geringen Umweltfolgen über das Fernwärmenetz sichergestellt werden.
Die niedrigen avisierten Baukosten legen Nahe, die Investitionskosten für eine Lüftungsanlage zu vermeiden. Da der Entwurf vorsieht, die überwiegende Mehrheit der Nebenräume (Küchen und Bäder) natürlich zu belüften und zu belichten, kann bis auf wenige Ausnahmen auf Raum-Luft-Technik verzichtet werden. Der sich daraus ergebende höhere Heizwärme im Vergleich zu dem Einsatz einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung scheint vor dem Hintergrund der geringen Energiekosten und Umweltfolgen für die Heizung aus der Fernwärme vertretbar.
Die Stromversorgung des Gebäude kann durch eine auf dem Dach installierte Photovoltaik Anlage zum Teil über die eigene Produktion gedeckt werden. Die Wirtschaftlichkeit einer solchen Investition im Lichte der dann aktuellen Einspeisevergütungen zu prüfen. Die Gebäudekonzeption und Dachform bietet die Möglichkeit zur Installation einer PV-Anlage mit bis zu 1200qm oder ca. 150 kWp. Die Höhe der Gebäude garantiert, dass die PV-Anlage die Wahrnehmung der auf dem Dach installierten Anlage nicht negativ beeinflusst und die Anlagen nicht verschattet werden.
Projektzeitraum | 15.09.2015 - 29.10.2015 |
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Nutzung | Wohnen, Restaurant. Bar |
Adresse | Briesestraße 22, Berlin |
Auslober | STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH |
Auftragsart | Wettbewerb |
Projektstatus: | Wettbewerbsbeitrag |