dgj213 Naturhistorisches Museum und Staatsarchiv Basel, Basel, CH , 2015

Eingeladerner Wettbewerb

 

Die ungewöhnliche Zusammenlegung des Naturhistorischen Museums Basel und des Staatsarchivs Basel-Stadt bietet eine einzigartige Chance. Diller Scofidio + Renfro Architects aus New York konzipieren diesen gemeinsamen Wettbewerbsbeitrag mit NAU & DGJ als ein Fest für die Ansammlung von Wissen. Es lockt ein heterogenes Publikum unter das gemeinsame Dach. Bei aller Unterschiedlichkeit der Programme haben die beiden Institutionen doch ein Ziel gemeinsam: die Bewahrung ihrer Sammlungen und deren Zugänglichkeit. Das neue Gebäude, welches beide Institutionen beherbergt, soll ihren grössten Schatz – die Sammlungen – in den Blickpunkt rücken.

Für gewöhnlich entziehen Archive sich dem Blick der Öffentlichkeit. Oftmals in unterirdische Räume oder abgelegene Standorte verbannt, zeigen sie eine klare Trennung von begrenztem, öffentlich zugänglichem Material und einer umfangreichen Sammlung, deren Zugang dem Personal vorbehalten ist – d.h. von Sichtbarem und dem, was dahinter verborgen ist. Doch im Grunde öffnen Archive ein faszinierendes Fenster zu einer vielschichtigen Ansammlung von kuratierten Zeugnissen, Dokumenten und Daten – ein Fenster zum Vorgang des Sammelns überhaupt.

Wie ein Zwillingspaar sollen die beiden Institutionen ihre jeweilige Identität behalten, dabei aber die Infrastruktur und die dem Publikum zugänglichen Räume teilen. Der öffentlichste und damit für die neue Öffnung symbolträchtige Raum ist die Archiv-Halle als gemeinsamer Eingangsbereich, in dem die Ähnlichkeiten und Unterschiede beider Institutionen klar zutage treten. Die Archiv-Halle bietet Orientierung und bildet das Rückrat des Publikumsverkehrs. Sie zeigt zugleich eine dramaturgische Spannung zwischen den beiden Sammlungen und ihren so unterschiedlichen Studienobjekten und Artefakten. Der für Ausstellungen bespielbare Freiraum trennt die modulare Anordnung der Akten des StABS im Westen von der idiosynkratischen Wunderkammer des NMB im Osten. Er ermöglicht eine von allen erlebbare Annäherung und agiert zugleich als ein Ort der Abgrenzung, an dem die Wege der Besucher der jeweiligen Institutionen sich trennen.

Das neue Gebäude will die jüngste und erfolgreiche Stadtentwicklung rund um den Vogesenplatz fortsetzen und vervollständigt den westlichen Bereich dieses neuen öffentlichen Stadtraumes, indem es bislang isolierte städtische Räume zusammenbindet.Die beiden Institutionen NHMB und StaBS erhalten einen gemeinsamen Dachgarten. Der Baukörper wurde derart ausgebildet, dass die Dachflächen mit umgebenden öffentlichen Räumen einladende Sichtverbindungen schaffen. Über die kontinuierliche Fläche entwickelt sich eine thematische Folge historischer Landschaften im sonst eher harten, industriell geprägten Kontext.

 

Für das Dach und die Gestaltung der Vorgärten sehen wir einen naturgeschichtlichen Zeit-Garten vor, der den universellen Ablauf der Zeit in verschiedenen geschichteten Zonen abbildet - ein botanischer Ziergarten, gestaltet als eine Naturgeschichte des pflanzlichen Lebens. Vor 470 Millionen Jahren tauchten im Erdaltertum die ersten Moose auf. In weiteren Pflanzbeeten wird das Erdmittelalter abgebildet mit Farnen und dann Nacktsamern wie Koniferen und später Laubbäumen. Erst in der Erdneuzeit folgen die in Ziergärten beliebten Blütenpflanzen und Gräser in der geologischen Gegenwart.

 

Das Dach bietet eine einzigartige Aussichtsterasse. Ein gemeinsamer Garten verbindet schliesslich auch Nachbarn in einer ungezwungenen Form von Anteilnahme mit den öffentlichen Institutionen und ihren Besuchern und Mitarbeitern. Der naturhistorische Dachgarten wird zum Verweilen im Versteckten anziehen.

 

Der Wettbewerb wurde Ende August 2015 nach einer Überarbeitung von unseren Kollegen EM2N aus Zürich gewonnen und zur Ausarbeitung vorgeschlagen.

 

Der Jurybericht mit allen Projekten ist erbältlich beim hochbauamt.bs.ch

Projektzeitraum 01.08.2014 - 19.08.2015
NutzungMuseum. Ausstellung, Schule, Bildung
Adresse Vogesenplatz, Basel
Bausumme 180,0 Mio. CHF
3ter Rundgang
Bauherr Kanton Basel-Stadt
AuftragsartEingeladener Wettbewerb
Mitarbeiter: Jhaelen Eli, Elizabeth Diller, Ricardo Scofidio, CHarles Renfro, Ben Gilmartin, Ryan Neiheisser, Tyler Polich, Lindsey May, andreas Kostopoulos, David Regone, Erioseto Hendranata, Jean-Lucien Gay, Marc Guinand, Daniel Jauslin, Maggie Planchart, Kreete Mägi, Ward Maaswinkel
Partner: Diller Scofidio + Renfro, New York NAU Architecture & Design, Zurich Transsolar Klima Engineering, New York WMM Ingenieure AG, Münchenstein GSG Projekt Partner AG, Bernhard Steiner, Basel
Projektstatus: Wettbewerbsbeitrag